Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Nürnberg

Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände (kurz: Dokuzentrum oder Doku-Zentrum) wurde auf Grund eines Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 1994 im Nordflügel der nicht fertig gestellten Kongresshalle eingerichtet und am 4. November 2001 eröffnet. Der österreichische Architekt Günther Domenig gestaltete das Dokuzentrum. Er gewann 1998 den internationalen Wettbewerb, indem er vorschlug den nördlichen Kopfbau mit einem begehbaren Pfahl aus Glas und Stahl diagonal zu durchbohren. Der Architekt will damit eine Gegenposition zum Bau der Nationalsozialisten und ein Zeichen gegen die steinerne Monumentalität setzen.

Ausstellung

Die Dauerausstellung "Faszination und Gewalt" wurde aus den Ausstellungsräumen in der Zeppelintribüne in das Dokuzentrum umgezogen. Diese Ausstellung befasst sich mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und legt einen Schwerpunkt auf die Themen die einen direkten Bezug zur Stadt Nürnberg haben: die Geschichte der Reichsparteitage, die Bauten des Reichsparteitagsgeländes, die "Nürnberger Gesetze" von 1935, der "Nürnberger Prozess" gegen Hauptverantwortliche der NS-Verbrechen 1945/46 und seine zwölf Nachfolgeprozesse sowie der schwierige Umgang mit dem nationalsozialistischen Architekturerbe nach 1945.

Studienforum

Das Studienforum des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände befindet sich in dem verglasten Kubus auf dem Dach der Kongresshalle. Ein Zusammenschluss von insgesamt sieben Nürnberger Bildungseinrichtungen ermöglicht unter der Leitung der museen der stadt nürnberg ein ausgesprochen umfangreiches und zielgruppenorientiertes Vermittlungsangebot. Die Angebote reichen von 45-minütigen Ausstellungsnachgeprächen bis zu mehrtägigen Seminartagen und werden für Schulklassen, Jugend- und Erwachsenengruppen angeboten. Das Themenspektrum reicht hierbei von historischen Themen wie "Die Macht der Bilder", "Jugend zwischen Anpassung und Widerstand" oder Das System der Konzentrationslager über Geländerundgänge bis hin zu Themen der Menschenrechtsarbeit oder dem sozialen Lernen.

Die Partner im Studienforum sind:

- Geschichte Für Alle e.V. - Institut für Regionalgeschichte

- Jugendzentrum für kulturelle und politische Bildung der Stadt Nürnberg

- Kunst -und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg

Auszeichnungen

Der Verband der Britischen Reiseschriftsteller wählte 2002 das Dokumentationszentrum zum weltweit besten Tourismusprojekt außerhalb Großbritanniens.

Im Jahr 2001 wurde der Innovationspreis der Region Nürnberg an die Partner im Studienforum des Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände verliehen, die dort seit Eröffnung der Ausstellung ein umfangreiches Bildungsangebot ermöglichen.

Informationssystem

Seit Mai 2006 wird die im Dokumentationszentrum durch ein Informationssystem mit 23 Stelen im historischen Areal ergänzt, die einen individuellen Rundgang über das ehemalige Reichsparteitagsgelände ermöglichen.

Literatur

Faszination und Gewalt. Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg (Ausstellungskatalog), hg. von den museen der stadt nürnberg, Nürnberg 2006.